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세상사는 소식통

닭가슴살은 유럽을 위해, 그 나머지는 아프리카로

by q8393 2010. 3. 16.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3612264,00.html

GLOBAL 3000

Hühnerbrust und Hähnchenschnitzel - Filetstücke für Europa, der Rest geht nach Afrika

Der Konsum von Fleisch - in vielen Ländern ist er immer noch purer Luxus. Nicht so in Europa. Der gesundheitsbewusste europäische Verbraucher kann es sich sogar leisten, nur hochwertige Fleischteile zu essen, zum Beispiel die magere Hühnerbrust.

 

Kaum einer fragt sich beim Anblick der frisch verpackten Filets im Supermarkt, was mit dem Rest der Tiere geschieht. Die Antwort kennen die Züchter in Ghana, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Dort wird werden die gefrorenen Teile des globalen Huhns zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen. In der Branche lohnt sich die Verwertung jeder Faser – die Masse macht‘s. So hat es die EU-Geflügelwirtschaft geschafft, einer der wesentlichen Exporteure auf dem Weltmarkt zu werden.

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Zufriedenes Picken in einem Hinterhof in Ghana. - Ein trügerisches Bild. Denn das Huhn als ältestes Haustier des Menschen, als Spardose der kleinen Leute, wie man es nannte, verschwindet es mehr und mehr von der Bildfläche. Auf dem Lande in Ghana ist es noch üblich, das Essen gemeinsam in der Familie vorzubereiten. Mabel kocht mit ihren Schwestern, Fastfood oder Fertigprodukte, das kennt man hier nicht. Noch nicht. Es gibt Huhn zum Mittag, Huhn aus eigener Hühnerhaltung. Mit Ingwer wird es geschmort, sagt Kofi, Mabels Mann. Und wenn man in seinen Kochtopf schaut, sieht man alles, was zu einem guten Hühnchen gehört: Schenkel, Flügel , Brust und Innereien. "Meine Tiere werden gerade immer dicker und dicker," klagt der Geflügelbauer Kofi Yabioa. "Jetzt essen wir sie schon selber. Ich habe unsere Verwandten angerufen und unsere Freunde, damit wir noch ein paar mehr verzehren können."

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Kofi hat prächtige Hühner. Sein Stall ist kleiner als europäische Mastbetriebe. Und hier leben die Hühner noch mit Tageslicht. Ihr Mastgewicht haben sie schon erreicht, aber das Hähnchengeschäft läuft schlecht in Ghana, erzählt er uns: "Was soll ich machen? Vierhundert waren es zuletzt, das ist der Rest, ich bekomme sie einfach nicht verkauft." Bei Kofi stehen die meisten Hühnerställe leer. Rund 90 Prozent der Hühnerfarmer in Ghana haben inzwischen aufgegeben. Der Markt in Ghana nimmt kaum noch eigene Hühner ab. Sie sind zu teuer, sagen die Händler.

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Hühnerfleisch aus Europas Agrarfabriken ist billiger, viel billiger. "Es ist der Druck aus der Europäischen Union und von der Welthandelsorganisation," erklärt Dr. King David-Amoah vom ökumenischen Netzwerk Ghana. "Sie schreiben uns genau vor, was wir machen dürfen. Einerseits bekommt unser Land einiges an Unterstützung aus Europa – etwa bei der Entschuldung unseres Staatshaushalts. Wenn wir also diese Hilfe annehmen, ist es andererseits problematisch zu sagen, Europa darf keine Produkte, kein Hühnerfleisch bei uns verkaufen." Am Ende bleibt Kofi nur die Hähnchen zu schlachten. Auf Dauer wird ihm das Futter zu teuer, da ist es billiger sie vorerst in die Tiefkühltruhe zu stecken.

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In Europas Kühltheken gibt es kaum noch ganze Hähnchen zu kaufen. Seit den 90er Jahren greifen immer mehr Verbraucher zu Hühnerteilen. An der Spitze der Beliebtheit: das Brustfilet. Es ist der teuerste Teil vom Hähnchen. Auch Hühnerschenkel werden noch gekauft oder Hühnerschnitzel wie in diesem Supermarkt in Amsterdam. Ganze Hähnchen machen in der EU nur noch 20 Prozent des Marktes aus. Vor 15 Jahren war es noch umgekehrt, woran liegt das? Eine Kundin im Supermarkt sagt: "Ich kaufe nur verpackte Produkte, vor allem Brustfilet, aber nie ein ganzes Huhn. Es ist mir irgendwie unangenehm es zu zubereiten. Ein Brustfilet in die Pfanne legen, macht mir nichts aus. Aber ein ganzes Huhn, das ist doch unappetitlich!"

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Wozu auch. Dafür gibt es bei uns doch vollautomatisierte Schlachthöfe. Wie hier östlich von Amsterdam. Da werden die Masthähnchen hygienisch einwandfrei zerlegt. High-Tech-Schraubenbohrer entnehmen die Innereien, Westeuropäer verschmähen sie, daher gehen sie für wenig Geld nach Afrika. Die Füße, auch nicht nach dem Geschmack der Europäer, sie werden als Spezialität nach China verschickt. Eine Million Hühner durchlaufen allein diesen Schlachthof pro Woche. Davon gibt es noch 16 weitere in den Niederlanden. So gelang es, den Preis fürs Hähnchen in den vergangenen 15 Jahren zu halbieren und den Verbrauch zu verdoppeln.

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Der Hühner-Schlachthof arbeitet im Takt der internationalen Konsumnachfrage. Natürlich, das Beste bleibt hier, die Filetstücke, die unverkäuflichen Teile gehen in den Export – vielfach nach Afrika. Ist das fairer Handel? Der Vorsitzende der Niederländischen Geflügelverarbeitungsindustrie Jan Odink sagt: "Die Regierungen in Ländern wie Ghana müssen entscheiden, ob sie entweder billiges Fleisch für die eigenen Konsumenten einführen wollen oder ob sie ihre eigenen Geflügelbauern unterstützen wollen. Die meisten Länder entscheiden sich am Ende für das billigere Importfleisch, weil ihnen die Bedürfnisse der Konsumenten wichtiger sind, als die Not der eigenen Geflügelzüchter." Das nennt man Logik des Marktes. Die frisch gefrorenen Hähnchenteile, also vor allem das Restefleisch, werden zu Schleuderpreisen auf eine weite Reise geschickt

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…und tauchen 12.000 Kilometer weiter südlich wieder auf: Unter anderem in Ghanas Hauptstadt Accra. In diesen Kühlkästen wird es frisch gehalten. Zu Dumpingpreisen von weniger als 40 Cent das Kilo kaufen die Händler das Fleisch. Entsprechend günstig verkaufen sie die Ware weiter. "Wir kaufen vor allem Hühnerschenkel," erzählt ein Markthändler in Accra. "Die Bauern hier sagen uns, wir machen keine Hühnerschenkel, wir verkaufen nur ganze Hühner. Drei-, viermal haben wir sie schon gefragt. Immer kam die gleiche Antwort, wir haben keine Hühnerschenkel. So konnten wir bis jetzt keine Hühner aus Ghana verkaufen."

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Hat Brüssel das zu verantworten? Man weiß doch, dass die EU Millionen für Exportförderung ausgibt, etwa beim Schweinefleisch. Und beim Huhn? Michael Mann von der EU-Agrarkommission widerspricht: "Nein. Überhaupt nicht. Vor fünfzehn Jahren hätte man dies vielleicht sagen können. Wir haben vor 15 Jahren sehr viel Geld ausgegeben für Exportsubventionen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir haben die Exportsubventionen zum Beispiel für Hühnerfleisch nach Afrika ganz abgeschafft." Dann sind es am Ende die europäischen Verbraucher, die ohne sich dessen bewusst zu sein, mit ihrem Kaufverhalten globale Handelspolitik machen? Es sieht ganz so aus.

http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2009/0615/index.jsp